Wie mein Name dem kundigen Beobachter nahelegt, bin ich Griechin. Geboren bin ich aber, als Kind von Gastarbeitern, in Köln. Mein Vater kommt aus einem kleinen Dorf auf dem Peloponnes. Es liegt am Hang und dass ich bisher fast jeden Sommer meines Lebens dort verbracht habe, erklärt vielleicht meine strammen Schenkel. :o)
Ich war dort immer zu Besuch bei meiner Großmutter. Mein griechisch reicht gerade mal, um mich mit ihr zu verständigen (unterhalten wäre eine gewagte Übertreibung) und um die Speisekarte in meinem Gyrosgrill zu schreiben. Und wenn mal ein Griechenlandtourist stolz seine Bestellung auf griechisch abgibt, komme ich auch noch mit.

Aber jetzt einmal der Reihe nach. Geboren in Köln, da hatten wir ja schon. Unspektakuläre Kindheit. Da ich nicht so überragend in der Schule war, verzichteten meine Eltern darauf, mich noch zusätzlich in die Griechisch-Schule zu schicken. Also hab ich das nie richtig gelernt.
Das einzig herausragende waren die Urlaube, besonders die im Sommer. Da fuhren wir immer "nach Hause", also nach Griechenland in das Heimatdorf meines Vaters, zu Besuch bei meinen Großeltern. Das war immer toll. Ein Strand war da zwar nicht in der Nähe, aber es war ja Urlaub, so fuhren wir oft genug ans Meer. Den Rest der zeit verbrachte ich damit, mit den Dorfkindern durch die Straße zu rennen. Ja, da ist kein Schreibfehler, Straße, es gibt nur eine Straße im Dorf, die in Serpentien über den hang läuft. Oben auf dem Gipfel steht noch eine Burgruine, der herrlichste Abenteuerspielplatz, den sich ein Kind nur wünschen kann.
Zum Mittagsessen kam mein Opa, Bapou nannte ich ihn, immer aus dem Kafenion. Dort verbrachte er fast den ganzen tag, unterhielt sich mit den anderen Alten des Dorfes und spielte Tavli.Wenn er dann zum Essen kam, roch er immer schon ein bisschen nach Ouzo, was ihn aber nicht daran hinderte, mir in die Wangen zu kneifen und mir einen ziemlich lauten Kuss ins Gesicht zu drücken. Dabei kitzelte mich sein Bart immer im Ohr.
Meine Oma, Jajá, kletterne immer im Hof herum, wenn sie z.B. gefüllte Weinblätter machen wollte. Die pflückte sie von den Reben ab, die den Innenhof überwuchrten und schattig hielten. Oder sie molk die Ziegen, wobei ich ihr auch manchmal helfen durfte, wenn sie Zeit genug hatte, darauf zu warten, dass ich mit meinen noch ungeschickten Kinderhänden die Milch aus dem Euter zu Quälen. Aber mir zeit entwickelte ich da doch einiges Geschick!
Dann verwöhnte sie mich immer mit Bergen von öltriefendem Essen und unglaublich süßen Kuchen. Dann ließ sie mich am Ende jedes Urlaubs auf die Waage steigen und erklärte stolz, ich hätte wieder ein paar Kilo zugenommen. Damals fand ich das lustig, heute könnte ich sie... aber lassen wir das.

Nach ein plaar Jahren kam noch ein weiteres highlight dazu: Nikos. Ich kannte ihn ja schon aus frühesten Kindertagen, aber mit der zeit wurde er etwas besonderes für mich. Am Ortsrand standen noch die Reste des alten Kostopoulos-Hauses, das vor Jahren, nachdem eben Kostopoulos nach Athen gezogen war, eingestürzt war. Es war ein herrliches Versteck und hier kamen Nikos und ich uns näher. Ich will hier jetzt keine Details erzählen, aber wir vergnügten uns dort jedes Jahr, bis an die Grenze des Erwachsenenalters. Ich glaube, hier habe ich meine Vorliebe für behaarte Männer entwickelt. Ich genoss es immer, meine Hände in seiner Jahr für Jahr dichter werdenden Wolle zu vergraben.

Ich muss mich zusammen reißen, sonst verliere ich mich wieder in Erinnerungen und Schwärmereien.
Also, Disziplin, Joana!

Mein Eltern waren ja als Gastarbeiter nach Köln gekommen, mein Vater hatte dann bei Ford gearbeitet, doch nach einigen Jahren, eröffnete er ein kleines griechisches Restaurant. Nach der Schule machte ich dort eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau. Mittlerweile stehe ich (fast) jeden Tag in meiner Gyrosbude "Mykonos", füttere die Obdachlosen aus dem Viertel mit kalten Pommes und den nicht verkauften Gyrosresten durch, darf mich aber immerhin gelernte Gyrosbudenverkäuferin nennen. Man muss sich seine Selbstbestätigung da holen, wo man sie bekommt!

Sobald ich wieder Zeit habe, setzte ich das hier mal fort. Für jetzt muss das reichen. Zu lesen ist das ja auch wirklich schon genug.