19. Februar 2004

Fast ist es geschafft, die Karnevalszeit ist fast vorüber - und tritt heute in ihre Endphase ein. Die schlimmste zeit des Jahres. Okay, dank der zwei Aushilfen, die ich an der Uni in letzter Minute noch gefunden habe, verspricht es wieder ein Umsatzstarker Monat zu werden. Die zwei sind wirklich kaum zu gebrauchen, aber billig und an Karneval ist die Kundschaft nicht sehr anspruchsvoll. Bier kaufen die immer.Für mich heißt das aber, dass ich nun Stress pur habe. Den ganzen Tag stehe ich am Gyros-Spieß und versuche, den Bestellungen hinterher zu kommen. Aylin, meine Putze, lässt gedankenlos Ihren Putzeimer immer genau da stehen, wo ich drüber stolpern werde, diese zwei Studenten, Sabine und Christian, können ohne Taschenrechner kaum das Wechselgeld herausgeben. Wenn Christian wenigstens gut aussehen würde, ginge es ja noch, aber mit den dünnen Zotteln im nickelbebrillten Gesicht... nicht mein Fall. Und zu allem Überfluss nörgelt mein Kleiner noch rum, weil er wieder zum nächsten Karnevalszug gehen will, wo ihm dann gerantiert wieder jemand mit einem billigen Kamellen ein blauen Auge wirft. Ich hasse diese Zeit im Jahr. Warum mussten meine Eltern auch unbedingt nach Köln ziehen, also sie vor meiner geburt aus Griechenland kamen?

Vielleicht war es wirklich geplant, so ein bisschen Karnevalsjeck waren die ja schon immer. Karneval ist ja auch bei uns in Griechenland nicht unbekannt. Patras zum Beispiel, gar nicht sooo weit von Karitena, dem Heimatdorf meines Vaters, entfernt, ist eine absolute Karnevalshochburg, quasi das Köln Griechenlands. Da hätte ich vermutlich auch Spaß daran. Den ganzen Tag von dunklen, herrlich behaarten Männern abgebützt zu werden... ein Traum. Mit denen würde ich feiern, die müssten mich auch gar nicht erst mit viel Alkohol willenlos machen, da würde ich schon freiwillig mitkommen. Man will ja auch was davon haben. Ein sich verlierender Blick in diese tiefen, nachtschwarzen Augen, die Bartstoppeln, die bei dem unbezwingbaren Bartwuchs immer wieder durchkommen, kitzeln auf der Haut, ich grabe meine Finger in die dichte Wolle, die die muskulöse Brust dicht bedeckt... ach!

Statt dessen werde ich hier von Betrunkenen Saison-Obdachlosen angepöbelt, versorge sie mit der nächsten Dose Bier, sofern sie dafür zahlen können, und hoffe, dass sie es noch schaffen, weit von meiner Gyrosbude wegzukommen oder zumindest halbwegs treffsicher sind, wenn sie Platz für Nachschub schaffen müssen oder ihnen gleich alles zusammen, Bier und Gyros oder Bratwurt, aus dem Gesicht fällt. Aber zur Not habe ich dafür ja Aylin... Alaaf und Aloha sag ich nur...