14. April 2003
Es ist ja nicht so, dass ich anderen nichts gönne. Aber manchmal zweifle ich an der Gerechtigkeit dieser Welt.
Endlich habe ich einmal ein paar Minuten Zeit. Der Gyrosgrill dreht sich leise surrend, die Kühlschublade mit Pommes ist frisch gefüllt, die Salate liegen noch kaum verwelkt in der Auslage. Ich nutze die Zeit und stöbere durch die Seiten meiner Künstler-Kolleginnen Melanie und Manuela. Und was muss ich lesen? Nicht nur Manuela, nein, auch Melanie hat diverse Hausangestellte. Manuela vergnügt sich ständig mit Gärtnern oder neuen Verehrern, während sie lukullisch verwöhnt wird und Imelda räumt hinterher alles auf bzw. bereitet alles für den nächsten vor. Melanie wird von ihrem Koch gemästet, der Chauffeur erwägt die Anschaffung eines Tiefladers und die gute Seele ihres Heims, Heidelore, schmeißt den ganzen Haushalt, wenn Melanie selbst mal wieder den ganzen Tag mit Zigaretten und Schnaps, oder wahlweise einem Mann, im Bett verbracht hat.
Und ich?
Ich wartete gestern den ganzen Abend auf die Spätschicht, eine BWL-Studentin, die sich in den Semesterferien ein paar Euro in meinem Imbiss verdienen will. Ich glaube, Sabine kann sich dafür jetzt einen anderen Job suchen. Doch damit nicht genug. Ganz plötzlich meldete sich sogar noch Aylin (ja, eine Türkin, mein Beitrag zur Völkerverständigung. Aber es gibt einfach keine besseren Putzen) krank und ich durfte den fettigen Gyrosgrill und das siffige Gästeklo selbst putzen. Danaben quengelte noch mein Sohn Lakis, der mit seinen Hausaufgaben nicht zurecht kam. Es sind zwar Osterferien, aber die musste er noch machen.Vielen Dank jedenfalls, dadurch fiel dann leider der für gestern geplante Auftritt im Kulturschock aus. Immerhin kann ich jetzt gelbe von roten Dreiecken unterscheiden und konnte wieder die Wirkung meiner Spezial-Handsalbe nach dem Gebrauch meines garantiert-biologisch-abbaubar-Putzmittels testen. Was für ein Abend...